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Paschen (Klatschen) im
Volkstanz
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Paschen bedeutet rhythmisch in die Hände klatschen. Die
Handflächen werden steif gehalten und kurz und hart aneinander geschlagen, so dass ein
heller, lauter, sehr rhythmischer Klang entsteht.
Gepascht wird im ganzen Alpenland zum Landlertanz. Im Salzkammergut hat sich das Paschen zu großer
Kunstfertigkeit entwickelt. Üblicherweise treten bei gewissen Tänzen die
Tänzer zur Mitte und singen ein Gstanzl, anschließend paschen sie. Aber auch
außerhalb der Tanzunterhaltung wird gepascht, wenn gesungen wird und ein
Instrument eine Steirer- oder Landlermelodie aufspielt. Beim Tanz paschen
ausschließlich die Burschen, im Gasthaus oder sonstigen Geselligkeiten paschen
auch die Mädchen.
Der (oder die) Vorpascher klatscht den Grundrhythmus, der
Zuahipascher klatscht
die Synkopen dazwischen, Sechsterer drittern, sie klatschen meist synkopierend,
insgesamt alle sechs Achteln des Dreiertaktes. Im Zweiertakt heißt dies
manchmal auch Achterer, da der Zweiertakt aus acht Sechzehnteln besteht.
Gepascht wird im Salzkammergut immer anschließend an ein gesungenes
Gstanzl,
üblicherweise durch 8 Takte, meist drei mal hintereinand.
Ruft der Vortänzer "Hüah", so wird weitere 8 Takte, also doppelt so
lange gepascht.
Ruft der Vortänzer dagegen "Hohl", so wird zuerst 8 Takte mit
gewölbten Handflächen gepascht, so dass ein dumpfer Klang entsteht. Dann
folgen wieder 8 Takte "hell", also mit flachen Händen, möglichst
laut.
Dann wird der Tanz wieder fortgesetzt.
Wollen Sie diese Art Paschen erlernen, vom Salzburger Volksliedwerk
gibt es immer wieder Seminare, bei denen auch Paschen unterrichtet wird.
In Wikipedia
gibt es beim Stichwort Gstanzl
ein Kapitel über das Paschen
mit einigen interessanten Beiträgen.
Und hier habe ich ein Video aus dem Jahr 1975 eingefügt, in dem
Sie zusehen und zuhören können, wie beim Ausseer Steirer gepascht wird.
Aus Aussee erhielt ich auch folgende Ratschläge
zum Paschen:
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Armbanduhren runter tun, weil die hin werden. Oder die Uhrband-Verschlüsse gehen auf und die Uhren fliegen davon.
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Die zarten Bürohengst- und Musikanten-Handerln gut einschmieren, damit die Haut nicht aufspringt, wenn man länger
"pröbelt".
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Wenn die anfangs zarten Handflächen einmal "gegerbt" sind, klingt’s dann auch
"erwachsener".
Auszug aus der Dissertation von Edith Krautgartner (1986)
Da die erste Transkription des "Paschens" 1891 von Josef Pommer in Fuschl am Fuschlsee erstellt wurde und nach Aussagen der Gewährsleute im Ausseerland bereits in den 1880-er Jahren gesechstert wurde, ist anzunehmen, dass zumindest ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in der heute üblichen
polyrhythmischen Form gepascht wurde.
Im Ausseerland wurde und wird auch heute noch Wert auf einpolyphones, eines sich aus mehreren Stimmen vertikal zusammensetzendes Klangbild gelegt. Neben den Vorpaschern, die das Grundmetrum schlagen, und dem Zuahipascher, der im Ausseerland zwar variieren kann, aber meistens seinen typischen Schlag ausführt, sollen an einem Pasch noch ein bis drei Sechsterer (Dritterer oder Achterer) beteiligt sein. So liegt der Reiz dieser Paschart in der nuancierten Betonung der einzelnen Achtel (beim Steirer) bzw. Sechzehntel (beim Landler), die durch die Ausführung mit verteilten Rollen entstehen.
Im oberösterreichischen Teil des Salzkammergutes und am Abersee wurde bis zum 2. Weltkrieg eine heterophone "Melodie", angestrebt. Hierbei schlagen die Vorpascher das Grundmetrum, während der Doppler (Zuahipascher), der zwischen die Schläge der Vorpascher pascht, durch Setzen der Pausen ein "Melodie" gestaltet, die er in jedem Paschgsetzl variiert.
Seit dem 2. Weltkrieg werden im oberösterreichischen und salzburgischen Teil des Salzkammergutes zum Vorpaschen und Doppeln auch Dritterer- oder Sechsterer-Schläge angebracht, die nach Aussagen der Gewährsleute vom Ausseerland übernommen wurden.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Beliebtheit und die Häufigkeit des Paschens im Zunehmen ist, was sich darin zeigt, dass heute gerne auch zu Tänzen wie Polka, Marsch, Walzer und Schottisch, zu denen beim Tanz nicht gepascht wird, im Wirtshaus, in der Schützenstube oder bei privaten Zusammenkünften gepascht wird.
Quelle: Edith Krautgartner; Das Paschen im Salzkammergut. Regional - Individualstil. Dissertation an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 1986
Vom Paschen im Salzkammergut (1930)
In der Zeitschrift Das
Deutsche Volkslied hat Max Haager im Jahr 1930 eine Artikelserie
verfasst, die im Internet abrufbar ist.