Priegl Hans

Der heute noch bekannteste Volkstanzmusikant Wiens:

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Hans Priegl war der bekannteste Volkstanzmusikant in Wien, wahrscheinlich in ganz Österreich.Hans Priegl beim Aufspielen zum Volkstanz

Geboren wurde er am 23. 3. 1904 in Wien. Sein erlernter Beruf war Schuhmacher und Schuhoberteilherrichter. Mit sechzehn Jahren erlernte er die Schrammelharmonika. Damit musizierte er bereits mit 18 Jahren für Raimund Zoder und Otto Hief zum Volkstanz. Etwas später gewann er bei einem Volkstanz-Preistanzen seine erste Steirische Harmonika.

Der zweite Weltkrieg unterbrach seine geliebte Volkstanzmusik. 1942 musste er einrücken und kam 1946 als Invalide heim.

Hans spielte überall zum Tanz auf, wo man ihn brauchte, oft genug sieben Mal in der Woche, zusätzlich etwa bei den Seminaren der Bundesarbeitsgemeinschaft in ganz Österreich und bei unzähligen Tanzfesten. Unter anderem durch etliche Jahre jeden Montag bei der Volkstanzgruppe Klosterneuburg und jeden Samstag beim Turnerbund in der Fuhrmannsgasse 18 in Wien 1080. Dort leitete Karl Heckl den Volkstumskreis des ÖTB Wien, regelmäßig tanzten oft weit mehr als hundert Paare. 

Und dort lernten wir ihn kennen. Mein Vater führte uns junge Tänzer ab Herbst 1954 jeden Samstag in die Fuhrmannsgasse, bis zu zwanzig junge Leute auf der Ladefläche seines kleinen Lastautos, setzte sich dann mit seiner Klarinette zu Hans dazu und spielte mit. Das war der Beginn der Spielmusik Hans Priegl. Ihre häufigste Besetzung war: 

Hans Priegl, Steirische Harmonika, dreireihig, gestimmt in A-D-G, oder Schrammelharmonika

Franz Fuchs sen, C-Klarinette oder A-Klarinette

Josef Bastel, Geige oder Bassgeige

Franz Piccardi, Kontragitarre

In dieser Besetzung spielten die vier fast drei Jahrzehnte lang zum Tanz auf, für alle großen und viele kleine Volkstanzfeste in Wien und Umgebung. In Erinnerung blieb mir der jährliche Kathreintanz, die Volkstanzfeste vor dem Schloss Schönbrunn, vorher schon die Feste in der Gartenbauschule Schönbrunn, der Faschingskehraus der Wiener Singgemeinschaft und viele andere.Das Priegl-Quartett auf der Bühne in der Fuhrmannsgasse

Immer wieder spielten auch andere Musikanten mit, so durfte auch ich eine Zeitlang mit dem Hackbrett mitwirken, etwa zwei Mal beim Fest vor dem Schloss Schönbrunn. Priegls Spielmusik musizierte aber nicht nur zum Tanz, sondern auch zu diversen Festen, auch klassische Musik und Wienermusik. Dabei kam wieder Priegls alte Schrammelharmonika zu Ehren.

Ich kann mich noch gut erinnern an die Wirtshausabende. Nach dem Volkstanz in der Fuhrmannsgasse gingen wir häufig in ein nahegelegenes Gasthaus in der Florianigasse. Das Extrazimmer war für uns reserviert. Dort packte Hans meistens die Schrammelharmonika aus. Und dann wurde musiziert und gesungen, meist Wienerisches, bis zur Sperrstunde.

Am Programm stand nicht nur die heute so oft beschworene "echte Volksmusik". Hans kannte da kaum Unterschiede. Neben den vielen, vielen Volkstänzen spielte er, was ihm gefiel. Hauptsächlich war es wohl überlieferte Volksmusik. Aber Operettenwalzer waren genauso in seinem Repertoire wie Wienermusik, böhmische Polkas, Salonmusik, schnulzige Schlager oder die frühen volkstümlichen Polkas von Avsenik. Und bei Feiern (Advent, Geburtstage) brachte das Priegl-Quartett immer wieder klassische Musik, Hans wechselte dazu auf die Schrammelharmonika.

Die Spielmusikgruppe Priegl musizierte insgesamt mehr als 28 Jahre hindurch. Zum Schluss hatte mein Vater bereits Probleme mit dem Ansatz beim Klarinetteblasen und wechselte oft zur Gitarre. Und im Dezember 1983 war für Hans Priegl Schluss mit der Musik. Er konnte die Harmonika nicht mehr halten. Im Juli 1986 starb Hans.

Hans Priegl war nicht nur ein begnadeter Volkstanzmusikant. Er schrieb auch selbst unzählige Stücke, meist Walzer, aber auch einige Polka und Märsche. All dies notierte er fein säuberlich, gut lesbar, in etlichen kleinen Marschbüchern, die er im gleichen uralten Rucksack aufbewahrte, in dem er auch die Harmonika transportierte. Am Anfang meiner Musiziertätigkeit borgte ich mir in den Tanzpausen immer wieder so ein Büchlein aus und schrieb die Stücke ab, um sie dann eifrig auswendig zu lernen. Damals war ja der Kopierer noch nicht erfunden. Unzählige Volkstänze waren in diesen Büchln festgehalten, viele, viele Rundtänze aus ganz Österreich und dazwischen immer wieder Walzer und andere Stücke von Priegl selbst.

Ich bemühte mich, etliche dieser Walzer und Stücke ebenfalls spielen zu können, das "Blonde Mädchen", benannt nach einer Tänzerin in der Fuhrmannsgasse, den Zyklamenwalzer (siehe unten eingefügtes Video, gespielt von meinem Sohn Gerhard), den Margitwalzer, ebenfalls nach einer Tänzerin benannt, den Vergissmeinnichtwalzer, die Hansl-Hupf-Polka - und etliche andere. Wir spielen sie heute noch gern im G'mischten Satz aus Klosterneuburg oder in der Familienmusik Fuchs. Und jedes Mal kommt der eine oder andere ältere Tänzer und bedankt sich, dass er wieder einen Walzer von Priegl hören durfte.

Sein bekanntester Walzer hieß ursprünglich Elfenwalzer. Hans selbst nannte ihn dann Walzer in A oder A-Dur-Walzer. Auch die Namen Schlusswalzer, Mitternachtswalzer und vor allem Prieglwalzer habe ich schon gehört, obwohl der letzte Name irreführend ist. Es gibt viele von Priegl komponierte Walzer, nicht nur diesen. Aber wenn am Tanzprogramm "Schlusswalzer" stand, stimmte Hans regelmäßig den A-Dur-Walzer an, bei jedem Fest, bei jedem Volkstanz-Treffen, meist gefolgt von der Schnellfeuerpolka, die allerdings nicht von ihm, sondern von Sepp Maier aus Graz stammt. Und mein Vater untermalte mit der Klarinette, spielte freie Über- und Unterstimmen dazu, hat sich bei der Hauptmelodie mit Hans abgewechselt.

Und als mein Vater 1994 starb, nahmen meine Söhne und ich mit diesem Schlusswalzer am Grab von ihm Abschied.

In der Zeitschrift Fröhlicher Kreis 3/2022 schrieb Else Schmidt einen kurzen Nachruf auf Seite 12, und auf Seite 13 veröffentlichte sie die von Hans Priegl handgeschriebenen Noten des "Walzer in A"

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